16.06.2023 | Am 12. Juni tagte der Wirtschaftsausschuss der Schaeffler AG zu den veröffentlichten Zahlen von Januar bis März 2023. Trotz eines Rekordergebnisses bleibt die Lage angespannt.
Berichte der Arbeitgeberseite
Der Automotive-, der Industrie- und der Aftermarketbereich haben sich besonders in Europa alle positiv entwickelt, mit einem Rekordergebnis im Aftermarket. Auf Nachfrage wurde aber dargelegt, dass die Entwicklungen im April wieder rückläufig waren.
Des Weiteren wird mit den Kunden noch über Preisanpassungen verhandelt, aber das Budget fällt insgesamt bereits zufriedenstellend aus und macht Investitionen möglich. Ein Auftrag des chinesischen Kunden Geely könnte nach China verlagert werden, zum Ausgleich könnte man in Bühl neue Produkte ansiedeln. Auf Nachfrage hat der Arbeitgeber nicht darlegt, wie sehr zuliefernde Schaeffler-Werke davon betroffen sein würden.
Im Restrukturierungsprogramm S2 sind die betroffenen Standorte unterschiedlich weit in der Umsetzung. 200 Stellen aus den Finanzen, der Logistik, der IT, aus dem Einkauf und dem Personalbereich werden in das Shared Service Center verlagert. Dazu folgen in Kürze weitere Informationen.
Berichte aus der Arbeitnehmervertretung
Markus Zirkel, Susanne Lau und Jürgen Schenk stellten von Betriebsratsseite aus den Status Quo in den drei Divisionen vor. Im Automotive-Bereich sind für die neuen Produkte oft weniger Leute in der Produktion, was Arbeitsplätze bei Schaeffler gefährdet. Das Portfolio der Führungskräfte ist deswegen aus Sicht der Betriebsräte unzureichend. Der Aftermarket wird nach seinem Rekordergebnis ab April wohl weniger Gewinne einfahren, da Engpässe für Produktsperrungen sorgen. In der Industrie wird besonders im Windenergiegeschäft ein großer Umsatz gemacht, das Geschäft ist aber tendenziell rückläufig.
Das Stellenabbauprogramm S2 vom November letzten Jahres wurde von den betroffenen Standorten angesprochen. In Morbach werden weiterhin Lösungen gesucht, der Standort bietet sich für die Produktion verschiedener neuer Produkte an. In Bühl brechen viele Produkte in wenigen Jahren weg, der Produktionsrückgang ist bereits spürbar. In Homburg bleibt abzuwarten, wie sich das Kompetenzzentrum entwickelt. Herzogenaurach ist in Verhandlungen, um mehrere hundert Stellen zu halten, die von Verlagerungen betroffen sein könnten.
Zuletzt stellten die Referenten des Gesamtbetriebsrats einen Branchenüberblick für die Industrie und den Automotive-Bereich vor. Neben Schaeffler haben auch viele Wettbewerber das Problem, dass viel aus Deutschland und Europa verlagert wird. Im Automotive-Bereich kommt dazu, dass man viel Geld in Produkte steckt, die in der Transformation wieder an Relevanz verlieren können. Außerdem könnte es bei bestimmten Produkten zu einer Marktüberschwemmung kommen, was die Preise stark nach unten drücken würde.
Insgesamt war dieser Wirtschaftsausschuss wieder von unterschiedlichen Krisen bestimmt, man konnte durch die Betriebsratsarbeit aber weitere Erfolge in der Arbeitsplatz- und Produkthaltung verzeichnen. Besonders die Transformation zur E-Mobilität im Automotive-Bereich bringt viele strukturelle Änderungen mit sich. Dadurch ist es besonders wichtig, dass die konventionellen Bereiche weiterhin Gewinne einfahren.